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Mit Sicherheit genießen – Zeitungsartikel

Mit Sicherheit genießen

Seminar lehrt Mitglieder des Blindenvereins den Aufbau einer festlich gedeckten Tafel

 

Recklinghausen. (ksc) „Oberhalb der Messer steht das Rotwein-, rechts daneben das Weißwein- und dann das Wasserglas“, erklärt Seminarleiterin Sabine Napieralla von „Umgangskultur leben“ aus Bochum. „Ach so“, entfährt es Michael Kloß. Vorsichtig ertastet er die unterschiedlichen Gefäße. Im Seminar „Tischkultur“ lernen die Teilnehmer vom Blinden- und Sehbehindertenverein im Residenz-Hotel, wie sie sich an einer festlich gedeckten Tafel orientieren.

Gabel, Messer, Löffel, Brotteller, Weingläser, Serviette, Suppentasse, Teller – es ist gar nicht so einfach, sich an einem üppig hergerichteten Tisch zurechtzufinden. Schon gar nicht, wenn man nicht sieht. Ob nun als Gast im Sterne-Restaurant oder als Gastgeber: Eine korrekt gedeckte Tafel sieht nicht nur schön aus, sondern hilft Blinden und Sehbehinderten ungemein dabei, ganz ohne Stress ein Vier-Gänge-Menü zu genießen. „Die größte Herausforderung ist, mich auf dem Teller zu orientieren. Je komplexer das Gericht, desto schwieriger ist es. Manchmal liegen noch eine Scheibe Zitrone oder andere Dekorationen auf dem Teller. Das zu sortieren, ist nicht so einfach“, gesteht Michael Kloß. Auch dafür hat Sabine Napieralla einen helfenden Hinweis: „In einem guten Restaurant sollte es so sein, dass das Fleisch auf 18 Uhr liegt, die Sättigungsbeilage rechts oben und das Gemüse links oben.“ Gut zu wissen.

Doch die Anordnung von Gläsern, Besteck und Co. Sei oftmals hinderlich für Blinde und Sehbehinderte. Schnell habe man ein Glas umgeworfen oder das Wasser daneben geschüttet. Kleine Änderungen der Tischordnung seien laut Sabine Napieralla kein Problem. „Sie können sagen, dass sie wissen, wie es richtig geht, es aber für Sie einfacher ist, es anders zu handhaben.“

So dürfe man ruhig auch ein Brathähnchen stilvoll mit den Händen essen. Das hört Horst Zeisberger gern. „Es ist sehr unpraktisch für einen Blinden, wenn man anfangen muss, Geflügel mit Messer und Gabel auseinanderzunehmen. Das geht gar nicht.“ Wer sich trotzdem unsicher ist, bittet einfach seine Begleitung oder den Service um Unterstützung. „Wenn Kellner merken, dass man blind ist, fragen sie meistens schon, ob sie das Fleisch schneiden sollen“, berichtet Horst Zeisberger. Das freut auch seine Frau Gerlinde Zeisberger: „Als Sehender hilft man gerne und selbstverständlich, aber es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn es direkt geschnitten kommt.“ So sei es angenehmer und auch diskreter.

In einem Punkt sind sich die Teilnehmer einig: Die Tipps von Sabine Napieralla haben ihnen geholfen, zukünftig im Restaurant oder bei einer festlichen Veranstaltung ohne Stress die Schlemmereien genießen zu können. „Ich fühle mich jetzt viel sicherer. Es ist gut zu wissen, dass ich ruhig auch kleine Veränderungen vornehmen darf“, stellt Gisela Schönlein fest. Da stimmt auch Vorsitzende Cornelia Tollkamp-Schierjott zu. „Ich finde es wichtig zu wissen, dass ich ein Glas, das ich nicht brauche, einfach wegschieben darf. Das macht es viel entspannter.“

 

Das Foto zeigt Michael Kloß und Cornelia Tollkamp-Schierjott beim Anstoßen

 

 

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